Manchmal erinnert sich Titus an seine Kindheit, als er noch ganz profan Phillip hieß und mit seinem sanftmütigen Vater über die Dörfer fuhr, um die... > Lire la suite
Manchmal erinnert sich Titus an seine Kindheit, als er noch ganz profan Phillip hieß und mit seinem sanftmütigen Vater über die Dörfer fuhr, um die Kranken zu besuchen. Der Tod des Vaters und die stille Frömmigkeit der Mutter bewegen ihn, ein Theologiestudium aufzunehmen. Doch der Weg zum wahren Glauben ist mit Hindernissen gepflastert. Überhaupt scheint er für den Beruf des Geistlichen nicht geeignet. Noch während der rastlose Möchtegernapostel sich nach beruflichen Alternativen umsieht, begegnet ihm in seinem sehr viel älteren Vetter Timotheus ein Bruder im Geiste. Der ehrbare Goldschmied gibt Werkstatt und Laden auf und gemeinsam geht es auf Pilgerreise, die zunächst im dem beschaulichen Städtchen Altenroda endet. Die Bewohner von Altenroda staunen nicht schlecht über das komische "Brüderpaar" in seiner selbst komponierten Pilgerkleidung. Dabei sind die Altenroder selber schräge Vögel. Drei Litfaßsäulen errichtet der Stadtverordnete Hiller, wegen seiner tausend Anträge "Die Antragsspritze" genannt, und lässt "die verheerende Wirkung schlechten Tabaks auf die Volksgesundheit" plakatieren - ein Angriff auf seinen Konkurrenten, den Zigarrenmacher Jeschke. Während sie sich gegenseitig verklagen, gratulieren sich die beiden Rechtsanwälte in der Wirtschaft zu ihren Konkurrenten. Der Bürgermeister trägt mit Stolz den "Schönheitsorden 4. Klasse" und der Student Brüning überlebt auf wundersame Weise ein Duell mit Herzdurchschuss. Eines Tages stürzt die weltliche Liebe zu Helga Hiller die sesshaft gewordenen Pilger in eine tiefe Krise .Glaube, Liebe und lauter Urverrücktheiten - ein humorvoller Roman über die Unzulänglichkeit des Menschen. Paul Keller (1873-1932) wurde als Sohn eines Maurers und Schnittwarenhändlers geboren. Zwischen 1887 und 1890 besuchte er die Präparandenanstalt in Bad Landeck und anschließend von 1890 bis 1893 das Lehrerseminar in Breslau. Nachdem er acht Monate als Lehrer im niederschlesischen Jauer tätig war, wechselte er 1894 als Hilfslehrer an die Präparandenanstalt in Schweidnitz. Zwischen 1896 und 1908 war er Volksschullehrer in Breslau. Keller gründete die Zeitschrift "Die Bergstadt" (1912-1931) und schrieb schlesische Heimatromane sowie "Das letzte Märchen", eine Geschichte, in der ein Journalist in ein unterirdisches Märchenreich eingeladen wird, um dort eine Zeitung aufzubauen, und dabei in Intrigen innerhalb des Königshauses hineingerät. Die Namen wie "König Heredidasufoturu LXXV.", "Stimpekrex", "Doktor Nein" (der Oppositionsführer) haben wahrscheinlich Michael Ende zu seinem Roman "Die unendliche Geschichte" angeregt. Zusammen mit dem schlesischen Lyriker und Erzähler Paul Barsch unternahm Keller zwischen 1903 und 1927 zahlreiche Reisen durch Europa und Nordafrika. Zudem führten ihn etliche Lese- und Vortragstourneen durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Tschechoslowakei. Er war 1910 Mitglied der Jury eines Preisausschreibens des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck für Sammelbilder des Stollwerck-Sammelalbums Nr. 12 "Humor in Bild und Wort". Keller starb am 20. August 1932 in Breslau und wurde auf dem dortigen Laurentiusfriedhof bestattet. - Paul Keller gehörte zu den meistgelesenen Autoren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, was sich in einer 1931 bei fünf Millionen liegenden Gesamtauflage seiner Bücher widerspiegelt, und wurde in 17 Sprachen übersetzt. Schriftsteller wie der alte Wilhelm Raabe oder Peter Rosegger schätzten den Autor sehr. Gerade die früheren Werke wie "Waldwinter", "Ferien vom Ich" oder "Der Sohn der Hagar" zeichnen sich durch künstlerische Kraft und Meisterschaft aus. Seinen Roman "Die Heimat" (1903) nannte Felix Dahn "echte Heimatkunst". Seine bekanntesten Werke wurden zum Teil auch verfilmt.