Wenn die Leute zur Ankunft des Küstendampfers auf den Kai gehen, so bringt ihnen das zwar keine Einnahmen, aber sie haben auch keine Ausgaben dadurch,... > Lire la suite
Wenn die Leute zur Ankunft des Küstendampfers auf den Kai gehen, so bringt ihnen das zwar keine Einnahmen, aber sie haben auch keine Ausgaben dadurch, es gleicht sich gerade aus, höchstens, daß die Schuhe etwas abgenutzt werden. Es kann schließlich nichts schaden, aber man hat doch selten etwas davon. Kein besonderes Erlebnis, weder einen Anblick für Götter, noch sonst irgend etwas Wunderbares. Nein, nein! Etliche Menschen und Kisten gehen an Land, etliche Menschen und Kisten an Bord. Keiner sagt etwas, weder der Steuermann an der Reling noch der Expeditor am Kai braucht auch nur ein Wort zu reden, sie schauen in ihre Papiere und nicken.
Das ist alles.
Und die Leute wissen jeden Tag ungefähr, was sie sehen werden, wenn sie kommen, sie kommen aber doch.
Gibt es nie mehr zu sehen?
Es müßte gerade sein, daß der blinde Drehorgelmann über die Landungsbrücke geführt wird und die Kinder in Bewegung bringt, oder daß ein ganz verbohrter Sportsmann das Schiff mit Schiern und Rucksack verläßt, obwohl es schon Mai ist und Ostern längst vorüber.
Aber weiter gibt es nichts.
Es sind jetzt ziemlich viel Leute hier. Außer Kindern in allen Altersstufen nun auch die älteren Bürger und Väter der Stadt, Kaufleute und Fischer, ein paar Zöllner, die sich die Zeit vertreiben wollen, Photograph Smith mit Frau und Tochter und viele andere. Ganz ausnahmsweise läßt sich auch Kapitän Brodersen sehen, Brodersen, der früher die Bark 'Lina' führte, jetzt aber aufgelegt hat und Wärter auf dem Leuchtturm draußen geworden ist. Er steht eine Weile da und unterhält sich mit dem Zöllner Robertsen, den er mit Steuermann anspricht, dann klettert er in sein Boot hinunter und rudert zum Leuchtturm zurück.
Auch an jungen Mädchen ist hier kein Mangel: Lovise Rolandsen, eine große und heiratsfähige Tochter aus dem Handwerkerheim, zwar etwas trocken und knochig, aber blauäugig und eine wirklich gute Partie. Sie kam meistens zusammen mit Lolla, weiter keiner Schönheit von Angesicht, dafür aber gut gebaut und mit üppiger Brust, sie sah fast so aus, als könnte sie wiehern. Als der fesche Sportsmann an Land ging, trat sie zweimal von einem Fuß auf den anderen und bekam einen starren Blick. Der Pharmazeut, dieser witzige Hund, sagte von ihr, sie sei überqualifiziert.
Hauptsächlich aber sah man Kinder in allen möglichen blauen und roten, gelben, schwarzen und grauen Kleidern. Es waren vielleicht ihrer zwanzig, hübsche Kinder, vor allem Mädchen, einige von ihnen waren groß und bereits verliebt, die ...