Paul, der kindliche "Held" von "Das Niklasschiff" hat ein Problem: Zu ihm kommt der Nikolaus mit seinen Geschenken nie, obwohl er doch so viel braver... > Lire la suite
Paul, der kindliche "Held" von "Das Niklasschiff" hat ein Problem: Zu ihm kommt der Nikolaus mit seinen Geschenken nie, obwohl er doch so viel braver und kluger ist als der Nachbarssohn, der "Mühl-Karl". Als auch an diesem 6. Dezember wieder die Bescherung ausbleibt, während Karl am nächsten Tag ein wunderbares Holzschifflein in die Schule mitbringt, hat er genug: Er bricht in Tränen aus und kündigt Karl die Freundschaft. Auf Karls wiederholte Anfrage, doch mit ihm zusammen das Schiff im Mühlbach schwimmen zu lassen, zeigt er ihm die kalte Schulter. Als Karl, der nun das Schiff ganz alleine schwimmen lässt, in den eisigen Bach fällt, nur bewusstlos herausgezogen werden kann und fortan im Koma liegt, packt den Ich-Erzähler das schlechte Gewissen. Karl habe nun "keine Seele mehr", erfährt er von seiner Großmutter. Doch Paul glaubt, die weiße Seele eingefroren im Mühlbach gefunden zu haben . In "Der Guckkasten" stiehlt der jugendliche Ich-Erzähler dem Großvater den Schlüssel zum neuen, "Guckmäste" genannten Guckkasten aus der Tasche, denn er glaubt, die ideale Geschäftsidee gefunden zu haben, um zum reichen Mann zu werden: Mit dem Guckkasten zieht er durch die Nachbarschaft und bringt gegen ein Entgelt von fünf Pfennigen dem kleinen Arnsdorf die große Welt nahe, die da im Guckkasten zu sehen ist - vom feuerspeienden Vesuv in "Spanien" bis zur Insel Teneriffa, wo der Emil der alten Lachniten ertrunken ist. Als er seine Vorführung auf die Dorfkneipe ausweitet und dort Vater und Großvater begegnet, hat er ein Problem . Ob heiter oder besinnlich, Paul Kellers Erzählungen aus der Kinderwelt sind auch heute noch wunderbare Perlen für Jung und Alt!Paul Keller (1873-1932) wurde als Sohn eines Maurers und Schnittwarenhändlers geboren. Zwischen 1887 und 1890 besuchte er die Präparandenanstalt in Bad Landeck und anschließend von 1890 bis 1893 das Lehrerseminar in Breslau. Nachdem er acht Monate als Lehrer im niederschlesischen Jauer tätig war, wechselte er 1894 als Hilfslehrer an die Präparandenanstalt in Schweidnitz. Zwischen 1896 und 1908 war er Volksschullehrer in Breslau. Keller gründete die Zeitschrift "Die Bergstadt" (1912-1931) und schrieb schlesische Heimatromane sowie "Das letzte Märchen", eine Geschichte, in der ein Journalist in ein unterirdisches Märchenreich eingeladen wird, um dort eine Zeitung aufzubauen, und dabei in Intrigen innerhalb des Königshauses hineingerät. Die Namen wie "König Heredidasufoturu LXXV.", "Stimpekrex", "Doktor Nein" (der Oppositionsführer) haben wahrscheinlich Michael Ende zu seinem Roman "Die unendliche Geschichte" angeregt. Zusammen mit dem schlesischen Lyriker und Erzähler Paul Barsch unternahm Keller zwischen 1903 und 1927 zahlreiche Reisen durch Europa und Nordafrika. Zudem führten ihn etliche Lese- und Vortragstourneen durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Tschechoslowakei. Er war 1910 Mitglied der Jury eines Preisausschreibens des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck für Sammelbilder des Stollwerck-Sammelalbums Nr. 12 "Humor in Bild und Wort". Keller starb am 20. August 1932 in Breslau und wurde auf dem dortigen Laurentiusfriedhof bestattet. - Paul Keller gehörte zu den meistgelesenen Autoren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, was sich in einer 1931 bei fünf Millionen liegenden Gesamtauflage seiner Bücher widerspiegelt, und wurde in 17 Sprachen übersetzt. Schriftsteller wie der alte Wilhelm Raabe oder Peter Rosegger schätzten den Autor sehr. Gerade die früheren Werke wie "Waldwinter", "Ferien vom Ich" oder "Der Sohn der Hagar" zeichnen sich durch künstlerische Kraft und Meisterschaft aus. Seinen Roman "Die Heimat" (1903) nannte Felix Dahn "echte Heimatkunst". Seine bekanntesten Werke wurden zum Teil auch verfilmt.